Anno 2008 landete der Wolfsburger Hersteller Volkswagen einen Coup der besonderen Art, der Scirocco feierte sein Comeback. Schon von 1974 bis 1992 war der VW Scirocco in zwei Generationen als typisches dreitüriges Coupé gebaut wurden, 16 Jahre später feierte VW die Neuauflage.
Intern wurden die drei Scirocco-Generationen Typ 53 (Scirocco I), Typ 53B (Scirocco II) und schließlich Typ 13 (Scirocco III) genannt…
VW Scirocco: Produkt des Zufalls
Letzten Endes war der VW Scirocco ein Produkt des Zufalls, Designer Giorgio Giugiaro nämlich war eigentlich mit dem Golf I beauftragt. Spontan kam dem Italiener die Idee eines passenden Coupés, die Volkswagen-Bosse allerdings scheuten die Kosten. Kurzum stellte Giugiaro das Coupé zusammen mit Karmann auf die Räder, später wurde dann doch der VW Scirocco draus – gebaut wurde das Modell jedoch in seinen ersten beiden Generation allein in Osnabrück eben bei Karmann.
1974 jedenfalls ging das Sportcoupé mit selbsttragender Stahlblech-Karosserie als Dreitürer und 2+2-Sitzer – vor dem eigentlichen Basismodell Golf – in Produktion, zur Wahl stand der offizielle Erbe des Karmann-Ghia mit drei (überaus modernen) Motoren als Reihen-Vierzylinder mit 1,1 bis 1,5 Liter und 50 bis 85 PS so wie in drei Ausstattungen, zehn Lackierungen, manueller 4-Gang-Schaltung oder optionaler 3-Gang-Automatik. 1976 folgte ein neues 1,6-Liter-Aggregat mit 110 PS als VW Scirocco GTI, das auch im Golf GTI und im Audi 80, dem Vorgänger des heutigen A4, Verwendung fand.
VW Scirocco I: 1974 bis 1981
Ab 1975 kam nur noch ein (großer) Scheibenwischer zum Einsatz, Mitte 1977 folgte schließlich bereits die erste Modellpflege: Stoßstangen, Blinker, Kühlergrill wurden überarbeitet, als Antrieb dienten nun drei Motoren mit 50 PS (37 kW), 69 PS (51 kW) und schließlich 110 PS (81 kW). 1979 wurde der Fronttriebler schließlich mit einem 5-Gang-Schaltgetriebe versehen, statt dem bis dahin üblichen 4-Gang-Schaltgetriebe.
Gebaut wurde die erste Generation des VW Scirocco von 1974 bis 1981 schließlich in einer Auflage von 504.153 Stück, im ersten Verkaufsjahr wurden 24.555 Modelle verkauft, 1975 bereits 58.942 Modelle, in den Top-Jahren 1977 und 1978 jeweils sogar 87.000 Modelle. Selbst Anfang 2011 waren laut dem KBA noch rund 1.160 VW Scirocco des Typs 53 zugelassen…
VW Scirocco II: Zweite Generation ab 1981
Schon Mitte der 1970er dachte Volkswagen über den VW Scirocco II nach, Sommer 1981 kam die zweite Generation Typ 53B schließlich auf den Markt, erneut auf Basis des VW Golf I. Wieder war der Scirocco als Dreitürer und 2+2-Sitzer ausgelegt, allerdings war Generation Nummer zwei länger (4.050 statt 3.850 mm) und flacher (1.230 statt 1.310 mm), die Breite blieb mit 1.625 mm auf den Millimeter genau gleich, der Radstand legte ebenfalls nur um zwei Millimeter von 2.398 auf nunmehr 2.400 Millimeter zu.
Beibehalten wurde außerdem die strömungsgünstigere Karosserie inklusive dem gewohnten Fließheck, jedoch wurde im VW Scirocco II Wert auf mehr Platz für Insassen wie Gepäck gelegt. Fahrwerk und Antriebstechnik wurden vom Vorgänger übernommen, Fahrleistung und Komfort blieben gleich, der von Volkswagen erwartete Erfolg wurde der VW Scirocco II jedoch nicht.
Scirocco II: Sinkende Absatzzahlen
1981 verkaufte Volkswagen vom neuen VW Scirocco II nur 51.938 Modelle, 25 Prozent weniger als erhofft. Dafür wieder war die weibliche Käuferschicht mit 20 Prozent weit über der damaligen Norm. Trotzdem: 1982 wurden nur noch 48.000 Modelle vom VW Scirocco II verkauft, schließlich ergaben Marktumfragen den Grund: zu hohe Preise, „etwas bis wesentlich schlechteres“ Design und ein wegen des runden Hecks „unnötiger Trend zu Porsche“. Tatsächlich kostete beispielsweise der VW Scirocco GTI in zweiter Generation 3.300 DM oder 17 Prozent mehr als in der ersten Generation, weswegen viele Käufer zum kaum teureren Audi Coupé fanden.
1984 brach der Absatz auf 40.756 Modelle ein, 1985 auf 34.058 Modelle, 1986 auf knapp 33.000 Modelle, 1987 schließlich auf nur noch rund 26.000 Modelle. Von 1990 bis 1992 wurden sogar nur noch 18.283 Modelle vom VW Scirocco II verkauft, insgesamt von der zweiten Generation 291.497 Modelle – September 1992 wurde die Produktion endgültig gestoppt.
VW Scirocco: Produktionsende in 1992
In nackten Zahlen war der zweite VW Scirocco mit seinen weicheren Linien ohne harte Kanten und Ecken, mit stärkerer Keilform, flacherer Front, höherem Heck und neuem Spoiler nicht der große Erfolg wie die erste Generation. Immerhin schaffte der VW Scirocco GTI dank 110-PS-Motor (81 kW) 191 km/h Spitze und den Sprint von null auf 100 km/h in 9,1 Sekunden, das günstigste Modell kostete in 1981 genau 16.755 DM.
1988 erfuhr der VW Scirocco eine Modellpflege und war nur noch mit zwei Motoren zu haben, mit einer 1,6-Liter-Maschine (72 PS) und einem 1,8-Liter-Antrieb (95 PS). 1990 gab es schließlich eine Neuauflage des 16V, 1992 aber war wie gesagt Schluss. Interessant: Teile des VW Scirocco II wie die Rückleuchten wurden in Großbritannien für den Aston Martin Vintage genutzt, die Scheinwerfer wieder im Bristol Britannia.
Neuzeit: Das Scirocco-Comeback
Im August 2006 überraschte Volkswagen mit der Studie Iroc in Berlin, genau zwei Jahre später feierte der VW Scirocco III (intern Typ 13) sein Comeback im Autohaus, die Basis stellt nunmehr der VW Golf V. Gebaut wird der dritte VW Scirocco in Portugal bei der hiesigen VW-Tochter VW Autoeuropa – Automóveis Ltda., zusammen mit den Modellen VW Eos, VW Sharan und dem Alhambra von Seat.
Vom Konzept her folgt die Neuauflage des Scirocco einem Sportcoupé mit sogenannten Shooting Brake, statt Fließheck zeigt der Dreitürer somit ein für Coupés eher untypisches Steilheck. Dafür bietet der VW Scirocco III sogar hinten Sportsitze, optional ein adaptives Fahrwerk, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, ESP, Klimaanlage, Bremsassistent oder sechs Airbags.
Scirocco die Dritte: Der Ring ruft
Prompt wurde der VW Scirocco III beim 24-Stunden-Rennen auf dem legendären Nürburgring 2008 eingesetzt, wobei die drei Scirocco GT24 mit 325 PS (239 kW) unter 200 Fahrzeugen die Plätze elf und 15 einfahren konnten. Beim 2009er Rennen wurde erneut Platz 15 eingefahren, der alternative VW Scirocco GT24-CNG mit Erdgasantrieb schaffte Platz 17 – und gewann auf Anhieb das Rennen in der Klasse „Alternative Kraftstoffe“.
Beim Thema Sicherheit ist der neue VW Scirocco III ebenfalls obenauf, im Euro NCAP-Crashtest erreichte das Sportcoupé fünf von fünf Sterne. Motorenseitig bot das Modell zum Marktstart zwei TSI-Benziner mit 160 PS (1,4 Liter) und 210 PS (2,0 Liter). 2008 folgte ein weiterer 1,4-Liter-TSI mit 122 PS, außerdem ein 2,0-Liter-TDI mit 140 PS, 2009 schließlich ein 2,0-Liter-TDI mit 170 PS – in Serie mit 6-Gang-Schaltgetriebe, optional auch mit DSG. Ebenfalls in 2009 kam mit dem VW Scirocco R das neue Top-Modell auf den Markt, inklusive 265 PS aus einem 2,0-Liter-TSI…